Chronik

Gegründet am 8. Dezember 1895.

Über­set­zung

Lehen, den 23. Dezember 1895

Proto­koll
aufge­nommen in der Ausschuß­sit­zung des Vereins Frohsinn.

Organ­würtig:

W. Maisel, I. Vorstand
H. Pöhl­mann, II. Vorstand
G. Pausch, I. Kassier
A. Opel, II. Kassier
R. Winter­stein, I. Schrift­führer
M. Adler, II. Schrift­führer
G. Fischer )
J. Schil­ling ) Vertrau­ens­männer
J. Horn )
G. Böhner )

Der Ausschuss des vorge­nannten Vereins hat nach gepflo­gener Verhand­lung beschlossen:

Der § 11 der Statuten wird dahin geän­dert, dass die von heute an neu aufzu­neh­menden Mitglieder und zwar bis zu der Zahl 30, 1 M – und jedes weitere 1 M 50 Pf Aufnahme zu zahlen haben.

Vorge­lesen, geneh­migt u. unterschrieben:

Vorstand Wolf­gang Maisel
Vorstand Heinr. Pöhl­mann
Kassier Georg Pausch
Kassier Adam Opel

R. Winter­stein

I. Schrift­führer
Mich. Adler

II. Schrift­führer
Georg Fischer
Joh. Schil­ling
Joh. Horn
Georg Böhner
Vertrau­ens­männer

(Stempel des Vereins)

1895–1900

Der Obst- und Garten­bau­verein Bind­lach wurde Ende des Jahres 1985 als “Verein Froh­sinn” gegründet. Die schrift­li­chen Aufzeich­nungen beginnen am 23. Dez. 1895 im Proto­koll­buch. Als erstes ist eine Auschuss­sit­zung nieder­ge­schrieben, welche von 10 Personen unter­schrieben wurde.

Über eine Grün­dungs­ver­samm­lung gibt es keine Aufzeich­nungen. In einer späteren Mitglie­der­liste ist bei ersten Mitglie­dern als Eintritts­datum der 9. Dezember 1895 ange­geben. Dieser Tag wird als Grün­dungstag angenommen.

Bereits am 29. März 1896 wurde der §1 der Statuten geän­dert: Der Verein werde den Zweck die „Sanges­kunst zu üben“ nicht mehr verfolgen, sondern seine Tätig­keit der Obst­baum­zucht widmen. Der Name wurde geän­dert in “OBST­BAUM­ZUCHT­VEREIN FROHSINN”.

Vereins­lokal war von Anfang an das “Gast­haus Schult­heiß´” in Lehen (Abriß des tradi­tio­nellen Wirts­hauses im Jahre 1990).

Der dama­lige Wirt Johann Schult­heiß stellte am 3. Jan. 1897 einen Teil seines Gartens (100 m²) vertrag­lich dem Verein zur Obst­bau­m­an­zucht zur Verfü­gung. Die Pfle­ge­ar­beiten mußten alle Mitglieder (in vier Gruppen aufge­teilt) verrichten.

Viele Jahre lang wurde monat­lich eine Versamm­lung abge­halten. Regel­mäßig wurden an Sonn­tagen Tanz­ver­an­stal­tungen abge­halten. Es gab strenge Ordnungs­re­geln und Geld­strafen bei Abwesenheit.

Am 9. Okt. 1898 fand im Schult­heiß-Saal die erste Obst­aus­stel­lung statt mit Bind­la­cher Obst.

Am 16. Okt 1898 erfolgte der Beitritt zum Ober­frän­ki­schen Kreis­ver­band der Obst­züchter. Als Folge wurde der Name “Froh­sinn” gestri­chen und der Verein “Obst­baum­zucht­verein Lehen” genannt.

1900–1945

Im Januar 1900 fand wieder ein Ball statt mit fünf­köp­finger Musik für 30 Mark Gage , wozu der Garten­bau­verein Aller­s­dorf und der Bind­la­cher Gesang­verein „Lieder­kranz” einge­laden waren.

1902 wurden eine Obst­baum­spritze, Rinden­schaber und Draht­bürsten zur Baum­pflege ange­schafft. Im Jahre 1905 entstand im Zucht­garten auch ein Komposthaufen.

Im Herbst 1910 wurde eine Obst­mühle mit Obst­presse zur Saft­ge­win­nung ange­schafft. Obst­wein (Most) wird zube­reitet. 1914 ist die Anwen­dung von chem. Schläd­lings­be­kämp­fungs­mit­teln erwähnt.

Von 1915 bis 1920 sind keine Aufzeich­nungen über den 1. Welt­krieg und seinen gefal­lenen Mitglie­dern gemacht worden.

1921 wird von einem ganz­tä­gigen Baum­schnitt­kurs durch den Kreis­obst­meister mit 35 Mitglie­dern berichtet.

In einer großen Aktion wurden 1929 in der Flur­be­zeich­nung Wein­berg 129 Kirsch­bäume gepflanzt. Die größte Anlage war der Kirchen­berg der Familie Schoberth.

1933 wurde die 1. Konser­ven­ver­schluß-Maschine bestellt. Sie wurde bei Haus­schlach­tungen zur Herstel­lung von Wurst­kon­serven bis um 1970 verwendet.

Im Früh­jahr 1931 erfolgte die Anschaf­fung einer Pflan­zen­schutz-Karren­spritze mit 80 Ltr. mit Handbetrieb.

Ab 1934 wurden die Sitzungen und Versamm­lungen mit vorge­schrie­benen Parolen und dem Deutsch­land­lied beendet. (Auflö­sung oder Gleich­schal­tung aller Vereine während der unglück­se­ligen NS-Zeit und dem 2. Weltkrieg)

Am 1. Jan. 1936 wurden 5 noch lebende Grün­dungs­mit­glieder nach 40 Jahren zu Ehren­mit­glie­dern ernannt. Hier wurden erst­mals die Haus­num­mern erwähnt.

Es waren diese:

Hein­rich PöhlmannNr.75 — Jetzt Hirten­gasse 2
Hans BüchnerNr.67 — Jetzt Lehenstr. 10
Georg BöhnerNr.69 — Lehen­mühle — Mühlenweg 5
Johann HornAller­s­dorf 2
Georg BöhnerFlurhof 57
Erste Grün­dungs­mit­glieder

Ab April 1936 wurde der Vereins­vor­sit­zende von der NS-Partei bestimmt. Es gab keine freien Wahlen mehr. Die weiteren Führungs­leute und Beiräte bestimmte der Vereins­vor­stand mit Geneh­mi­gung des Orts­bau­ern­füh­rers. Die Vereine wurden einheit­lich in Garten­bau­verein umbenannt

Im sehr strengen Winter 1939/40 gab es große Frost­schäden bei allen Obstsorten.

Während des Krieges 1939–1945 sind nur wenige Vereins­ak­ti­vi­täten erfolgt. Aufzeich­nungen über gefal­lene Mitglieder exis­tieren nicht.

1946–1980

Am 3. März 1946 wurde eine neue Verstand­schaft gewählt (keine ehema­ligen Parteimitglieder).

Nach der Währungs­re­form 1948 betrug Beitrag von 50 Pf./Jahr. Es gab wieder Weiß­blech­dosen für die Wurst­kon­serven, sowie Schädlingsbekämpfungsmittel.

Im Herbst 1950 begann der Neubau eines Gerä­te­hauses für die Kelterei an der Raiff­ei­sen­straße. Hierzu wurden von den Mitglie­dern Anteil­scheine gezeichnet. Nach der Fertig­stel­lung des Obst­preß­häus­chens 1953 fungierte als Kelter­meister Konrad Kühlein.

Wegen guter Auslas­tung erwei­terte man 1955 das Kelte­rei­häus­chen mit neuen Maschinen. 1960 verar­bei­teten die Vereins­mit­glieder 786 Zentner Obst.

1961 wurde eine moder­nere Motor­kar­ren­spritze zur Obst­sprit­zung angeschafft.

Im Jahre 1962 gab es große Schwie­rig­keiten mit der Mosterei, als der bewährte Kelter­meister Konrad Kühlein erkrankte. Zunächst konnte jeder selber pressen, was sich aber nicht bewährte. Lohn­mos­te­reien gewannen an Bedeutung.

Der Verein orga­ni­siert bis heute Ausflüge und Fach­ex­cur­sionen für seine Mitglieder. Im Sommer 1964 führte er den 1. Vereins­aus­flug zur Wall­halla durch. Dies wurde bis heute zur Tradi­tion. In den 70- und 80-iger Jahren fanden dann auch viele vom dama­ligen Vorsit­zenden Georg orga­ni­sierte mehr­tä­gige Vereins­aus­flüge statt.

Nach der Still­le­gung der Obst­presse verkaufte man 1965 die Kelte­rei­ma­schinen. Das Press­häus­chen wurde vermietet, bis es 1972 an die Gemeinde Bind­lach erwarb.

Die Betei­li­gung am Blumen­schmuck­wett­be­werb im Jahre 1971 wurde mit dem 1. Preis auf Land­kreis­ebene gewürdigt.

Auch mit Obst­ler­fa­sching, Garten­festen und Wander­tagen wurde das gesel­lige Leben in Bind­lach bereichert.

1980–2014

1980 wurde der 1. Rasen­ver­ti­ku­tierer ange­schafft. Ein ab 1982 einge­setzte Abfall­häcksler hat sich im Gemein­schafts­be­trieb nicht bewährt.

1983 stellte der Vorstand eine neue Vereins­sat­zung auf und der Verein wurde ins Vereins­re­gister eingetragen.

Fahrten zur IGA München und zu verschie­denen Landes­aus­stel­lungen wurden durch­ge­führt. Die nun im Steig­saal abge­hal­tenen Vereins- und Diaabende erfreuten sich großer Beliebt­heit. Der weiteste mehr­tä­gige Busaus­flug fand 1989 an den Gardasee statt. Die Fahrt nach Venedig, sowie nach Verona und zur Garda­se­e­insel Sirmione war für alle Teil­nehmer ein großes Erlebnis.

1993 fand der Beitritt zum Landes­ver­band statt. Sehr gute Infor­ma­tionen und mehr Sicher­heit durch eine Haft­pflicht­ver­si­che­rung bei Vereins­ver­stal­tungen sind die Hauptvorteile.

Im Jahre 1993 wurde zum 1. Mal der Rathaus­brunnen als Oster­brunnen ausge­schmückt. In kurzer Vorbe­rei­tungs­zeit fertigte man die Binde­ge­stelle, malte in 14 Tagen viele hundert Eier an und hat erst­mals Girlanden gebunden. Der Brunnen erhielt eine Krone und wurde mit seit­li­chen Bögen erwei­tert. Viele Bürger und auswär­tige Besu­cher spre­chen bis heute ihre Bewun­de­rung darüber aus.

Am 17. 6. 1995 feierte man 100 jährigen Vereins­ju­bi­läum in einem großen Fest­zelt unter der Regie von Georg Horn.

Zur Erin­ne­rung an das 100 jährige Bestehen wurde am neuen Fest­platz an der Bären­halle eine Linde gepflanzt.

Georg Horn führte den Verein von 1982 bis 2004. Er verstarb 2005 als Ehrenmitglied.

Seit 2004 wird der Verein von 3 Vorsit­zenden geführt (1. Vorstand Rein­hold Böhner mit Rein­hold Brunner und Helmut Küfner als Stellvertreter).

Seither ist der Verein von 190 auf 260 Mitglieder ange­wachsen. Vor allem auch inter­es­sierte Bind­la­cher Neubürger kommen immer wieder hinzu. Seit 2002 findet jeweils Mitte September das Kürbis­fest am Bind­la­cher Kirch­platz statt. Kürbisse in vielen Varia­tionen, Kürbis­spe­zi­al­täten, Kaffee, Kuchen und herz­hafte Speisen locken viele Besu­cher zu diesem Herbst­fest an.

Ein zusätz­li­cher Schwer­punkt der Vereins­ar­beit ist die Kinder- und Jugend­ar­beit. 2008 grün­dete man die Kinder­gruppe „die Erd-Bären“ und seit 2013 gibt es für Kinder ab 4 Jahren „die Him-Bären“ unter der Leitung enga­gierter Frauen.

Der OGV Bind­lach bewirt­schaftet seit 2010 einen gepach­teten Vereins­garten mit einem sehr alten Obst­baum­be­stand am Bind­la­cher Leimen­berg mit einer neu ange­legten Wein­stock­pflan­zung mit 100 Rebstö­cken. Dort findet auch jedes Jahr im Sommer ein gut besuchter Gottes­dienst statt.

Jeweils am ersten Dienstag im Monat findet im Vereins­garten von Mai bis Oktober ab 18.00 Uhr ein gesel­liger Arbeits­ein­satz mit Erfah­rungs­aus­tausch statt. Hierbei werden anste­hende Garten­ar­beiten erle­digt und anste­hende fach­liche Fragen diskutiert.